Die Bloggerin Belle Gibson hat ihre Krebserkrankung nur erfunden – und ihre Heilungsgeschichte gleich mit: Durch Entgiften, einen bewussten Lebensstil und der einen oder anderen Alternativbehandlung hatte sie sich angeblich geheilt.
Die Story der hübschen jungen Frau, die sich selbst von Krebs heilt, war so gut, dass viele sie unbedingt glauben wollten. So sehr, dass selbst bei renommierten Verlagen die Kontrollmechanismen nicht versagt haben, sondern nicht einmal angesprungen sind.
Ich hatte vor dem Platzen des Lügengebäudes noch nie von Belle Gibson gehört. Wäre mir ihre Geschichte zu Ohren gekommen, hätten bei mir alle Alarmglocken geläutet. Nicht weil ich viel klüger bin, als alle, die auf sie hereingefallen sind, sondern weil ich mit dem Thema vertraut bin und nicht zu dieser Art von Geschichten neige.
Aber auch ich habe Geschichten, die mir auf Anhieb in gewissem Sinne gefallen. Dass Belle Gibson alles erstunken und erlogen hat, ist zum Beispiel eine solche Geschichte. Sie passt in mein Weltbild. Und nicht nur manche Geschichten gefallen uns auf Anhieb, sondern auch wissenschaftliche Hypothesen wecken unterschiedlich stark Sympathien: Dunkle Materie klingt plausibel und doch geheimnisvoll – sehr sympathisch. Viele Weltentheorie klingt unausgegoren und verwirrend – total unsympathisch. Dabei habe ich von beidem in etwa gleich wenig Ahnung.
Die Pointe, die wir alle aus der Geschichte um Belle Gibson und ihre erfundene Krebserkrankung mitnehmen können ist: Genau jenen Geschichten und Ideen, die uns besonders gut gefallen, müssen wir so kritisch wie möglich begegnen.
Konrad Lorenz hatte schon vor Jahrzehnten einen guten Tipp dazu*:
Beginnen sie jeden Tag damit, eine Ihrer Liebelingshypothesen zu verwerfen!
Das ist echt schwierig und ich selber kann es nicht besonders gut – genau deshalb ist es eine wichtige und hilfreiche Übung. Zu Übungszwecken verwerfe ich heute mal die Hypothese, dass ich der kritikempfänglichste Blogger im deutschen Sprachraum bin.
Sowas brauche ich nicht explizit zu üben – zu diversen Überzeugungen, insbesondere solchen aus der „ach das ist doch Kokolores“-Klasse gibt es immer wieder mal Momente, in denen irgendetwas Gelesenes, Gehörtes, Gesehenes Zweifel sät. Was dann eine mehr oder weniger intensive, auf jeden Fall aber kritische Recherche nach sich zieht. Die dann typischerweise die Sachlage wieder auf das vorherige Niveau einsortiert.
Ohne allerdings zuverlässig ein einschlaf-abendliches, äußerst nervendes „ach das willst Du doch nur so haben“ zu verhindern 😉
Ich habe heute jemanden gebeten, zu einer Geschichte von abgeholzten Regenwäldern noch eine zweite Quelle zu nennen. (Ein WWF Bericht hätte mir doch gereicht.) Als Antwort habe ich ein „mudu googeln“ bekommen. Muss ich jetzt die Hypothese aufgeben, dass derjenige, der eine Behauptung aufstellt, die Pflicht hat, diese auch zu beweisen. Oder muss ich die Hypothese aufgeben, dass das Teilen eines Artikels, eine Art Behauptung ist.
Gruß
Feuerkatze
Ich werde der Versuchung widerstehen, die Antwort zu teilen. Ich will ja kein Dreiecksdrama hervor rufen.
Großes Superheldenehrenwort.
Muss ich jetzt die Hypothese aufgeben
..daß ein mit starken (sich stärker fühlen lassenden, (Selbst)Ansehen stärkenden) Behauptungen um sich werfender Mensch immer auch willens war, sich zu informieren statt nur zu lesen, auch willens ist, die erarbeitete HintergrundInformation -äh- zu teilen?
Ja, Feuerkatze, das dürfte kaum zu verhindern sein.
@Feuerkatze Ich seh das nicht so streng wie @rolak 😉
Ich glaube nicht, dass die Beweislast nur aufgrund der Existenz von Google umkehrbar ist. Gelegentlich starte ich bei Kommentarschlachten hoffnungslose Erziehungsversuche, dass die Leute gefälligst Quellen liefern sollen, denn wenn ich google, weiß ich ja nicht, ob ich die Quelle finde, die sie meinen. Und es ist nicht mein Job ihre Behauptungen zu beweisen. Ob das Teilen eines Artikels als Behauptung gesehen werden kann, ist diskussionswürdig-geteilt wird, wenn etwas interessant ist, dass muss nicht zwangsläufig der eigene (zu beweisende) Standpunkt sein.
Was bitte ist denn an dem Text streng, hector? Da steht doch nur, daß es i.a. sinnlos ist, von einem Brüller starker Behauptungen auch nur ein Quäntchen Beleg zu erwarten.
ok, streng ist ev. nicht das richtige Wort, eher pessimistisch. Was ja meistens das Gleiche ist wie realistisch.
eher pessimistisch.
Aber nicht doch, hector, wenn Du unbedingt eine Schublade suchst: konstatierend. Denn die beschriebene (hypothetische) Hypothese wäre schlicht nicht haltbar aufgrund zu vieler Gegenbeispiele.
meistens das Gleiche ist wie realistisch
Aber nicht doch, bei einem Bereich (für Seiendes oder (hauptsächlich) Werdendes) von sehr negativ bis sehr positiv tendiert der Pessimismus bei der Bewertung zum Negativen, der Optimismus zum Positiven, der Realismus jedoch zum Wahrscheinlichen.
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Sowas brauche ich nicht explizit zu üben – zu diversen Überzeugungen, insbesondere solchen aus der „ach das ist doch Kokolores“-Klasse gibt es immer wieder mal Momente, in denen irgendetwas Gelesenes, Gehörtes, Gesehenes Zweifel sät. Was dann eine mehr oder weniger intensive, auf jeden Fall aber kritische Recherche nach sich zieht. Die dann typischerweise die Sachlage wieder auf das vorherige Niveau einsortiert.
Ohne allerdings zuverlässig ein einschlaf-abendliches, äußerst nervendes „ach das willst Du doch nur so haben“ zu verhindern 😉
Ich habe heute jemanden gebeten, zu einer Geschichte von abgeholzten Regenwäldern noch eine zweite Quelle zu nennen. (Ein WWF Bericht hätte mir doch gereicht.) Als Antwort habe ich ein „mudu googeln“ bekommen. Muss ich jetzt die Hypothese aufgeben, dass derjenige, der eine Behauptung aufstellt, die Pflicht hat, diese auch zu beweisen. Oder muss ich die Hypothese aufgeben, dass das Teilen eines Artikels, eine Art Behauptung ist.
Gruß
Feuerkatze
Ich werde der Versuchung widerstehen, die Antwort zu teilen. Ich will ja kein Dreiecksdrama hervor rufen.
Großes Superheldenehrenwort.
..daß ein mit starken (sich stärker fühlen lassenden, (Selbst)Ansehen stärkenden) Behauptungen um sich werfender Mensch immer auch willens war, sich zu informieren statt nur zu lesen, auch willens ist, die erarbeitete HintergrundInformation -äh- zu teilen?
Ja, Feuerkatze, das dürfte kaum zu verhindern sein.
@Feuerkatze Ich seh das nicht so streng wie @rolak 😉
Ich glaube nicht, dass die Beweislast nur aufgrund der Existenz von Google umkehrbar ist. Gelegentlich starte ich bei Kommentarschlachten hoffnungslose Erziehungsversuche, dass die Leute gefälligst Quellen liefern sollen, denn wenn ich google, weiß ich ja nicht, ob ich die Quelle finde, die sie meinen. Und es ist nicht mein Job ihre Behauptungen zu beweisen. Ob das Teilen eines Artikels als Behauptung gesehen werden kann, ist diskussionswürdig-geteilt wird, wenn etwas interessant ist, dass muss nicht zwangsläufig der eigene (zu beweisende) Standpunkt sein.
Was bitte ist denn an dem Text streng, hector? Da steht doch nur, daß es i.a. sinnlos ist, von einem Brüller starker Behauptungen auch nur ein Quäntchen Beleg zu erwarten.
ok, streng ist ev. nicht das richtige Wort, eher pessimistisch. Was ja meistens das Gleiche ist wie realistisch.
Aber nicht doch, hector, wenn Du unbedingt eine Schublade suchst: konstatierend. Denn die beschriebene (hypothetische) Hypothese wäre schlicht nicht haltbar aufgrund zu vieler Gegenbeispiele.
Aber nicht doch, bei einem Bereich (für Seiendes oder (hauptsächlich) Werdendes) von sehr negativ bis sehr positiv tendiert der Pessimismus bei der Bewertung zum Negativen, der Optimismus zum Positiven, der Realismus jedoch zum Wahrscheinlichen.